Liposome wurden erstmals 1965 beschrieben und kurze Zeit später angewendet, um verschiedene Substanzen an menschliche Zellen abzugeben. Medikamente, Impfstoffe und Vitamine sind einige Beispiele für Substanzen, die mithilfe von Liposomen verabreicht werden. Liposomen sind eine bevorzugte Abgabemethode, da sie sowohl hydrophile als auch hydrophobe Agenzien enthalten und diese vor dem Metabolisieren schützen können, bevor sie die Zielzellen erreichen.

‌‌‌‌Was ist ein Liposom?

Nachdem wir nun ihre Nützlichkeit bei der Verabreichung von Substanzen erklärt haben, fragen Sie sich möglicherweise immer noch, was ein Liposom ist.

Ein Liposom ist ein kugelförmiges Vesikel bzw. eine Blase mit einer Phospholipid-Doppelschicht oder einer äußeren Beschichtung mit zwei Fettschichten. Die Lipiddoppelschicht hat dieselbe Struktur wie unsere Zellmembranen. Als Zellmembran wird die äußere Beschichtung einer tierischen oder menschlichen Zelle bezeichnet. Das Liposomenvesikel kann mit Medikamenten, Vitaminen und sonstigen Behandlungsmitteln gefüllt werden.

‌‌‌‌Was sind die Vorteile eines Liposoms?

Die Abgabe eines Vitamins, Impfstoffs oder Medikaments über ein Liposom bietet verschiedene Vorzüge.

Den wichtigsten Vorteil bietet die Fähigkeit, bestimmte Körperzellen anzuvisieren, um dort das eingekapselte Material abzuliefern. Dies kann auf zwei Arten erzielt werden. Der erste Möglichkeit ist das sogenannte passive Targeting. Dabei werden die Eigenschaften des Liposoms derart verändert, dass es bei Kontakt mit der gewünschten Zelle mühelos verschlungen werden kann, sodass der Inhalt daraufhin in der Zielzelle freigesetzt wird. Allgemeine Eigenschaften wie Fließfähigkeit, Weichheit, Größe und Hydrophobizität oder Hydrophilie können beim passiven Targeting verändert werden.

Die zweite Möglichkeit, ein Liposom so zu gestalten, dass es auf bestimmte Zellen in unserem Körper abzielt, ist das aktive Targeting. Beim aktiven Targeting wird die Zielzelle auf molekularer Ebene spezifischer erkannt. Dies erfolgt durch Schaffung einer speziellen Erkennungsstelle auf der liposomalen Oberfläche, die mit einem Rezeptor auf der Zielzellmembran interagiert.

Egal, ob durch aktives oder passives Targeting – sobald das Liposom und die Zielzelle in Kontakt kommen, haftet sich das Liposom an der Oberfläche der Zielzelle an. Sobald der Kontakt stattgefunden hat, wird das Liposom in die Zelle aufgenommen und von Enzymen in der Zelle verdaut. Die darin enthaltene Substanz, d. h. das Vitamin bzw. das Medikament, wird dann innerhalb der inneren Struktur der Zelle verteilt. Jetzt befindet sich die Substanz in der Zielzelle und kann ihre beabsichtigte Funktion und ihren Zweck für die Zielzelle erfüllen bzw. unterstützen.

Die Abgabe von Vitaminen und Medikamenten über Liposomen hat überdies den Vorteil, dass unerwünschte toxische Nebenwirkungen reduziert und die Wirksamkeit der Behandlung erhöht werden.

‌‌‌‌Vier Arten von liposomalen Vitaminen

‌‌‌‌Vitamin C

Bekanntermaßen verfügt Vitamin C über liposomale Abgabemöglichkeiten. Andere liposomale Vitamine wie etwa die Vitamine A, E, D und K werden jedoch immer beliebter. Vitamin C ist wasserlöslich, während die Vitamine A, E, D und K fettlöslich sind.

Liposomales Vitamin C hat eine höhere Bioverfügbarkeit als normales Vitamin C, was bedeutet, dass es besser absorbiert werden und daher aufgrund der umgebenden Lipiddoppelschicht leichter für die Verwendung im Körper verfügbar gemacht werden kann. Diese Lipidschicht trägt überdies dazu bei, zu verhindern, dass das Vitamin im Verdauungssystem abgebaut wird.

Vitamin C ist wichtig für die Gesundheit des Immunsystems und ein starkes Antioxidans, das es vermag, den Körper vor chronischen Krankheiten zu schützen. Des Weiteren soll es dazu beitragen, hohen Blutdruck auszugleichen und das Herz gesund zu halten. Angesichts der zusätzlichen Nutzen, die liposomales Vitamin C bieten kann – z. B. den Schutz des Gehirns und des Gedächtnisses sowie die Kognition im Alter – stellt es möglicherweise ein ideales Mittel für die tägliche Gesundheitspflege dar.

Vitamin-C-Mängel treten eher selten auf. Zu den Symptomen zählen zusammengerollte oder korkenzieherförmige Körperhaare, hellrote Haarfollikel, unebene Haut und langsam heilende Wunden.

Ein kurzer Überblick über Vitamin C: Mehr erfahren.

Vitamin D

Wie sein wasserlösliches Gegenstück soll auch das liposomale Vitamin D bioverfügbarerer sein als herkömmliches Vitamin D. Dabei wird es jedoch genauso zur Aufrechterhaltung einer guten Immungesundheit benötigt. Dank der liposomalen Technologie bindet sich Vitamin D angeblich leicht an Zellmembranen. Aufgrunddessen ist eine intrazelluläre Abgabe des Vitamins möglich, die eine hervorragende Absorption und Bioverfügbarkeit gewährleisten soll.

Vitamin D wird für eine gute Gesundheit von Knochen, Zähnen und Muskeln sowie für eine ordnungsgemäße Kalziumaufnahme benötigt. Es wird auch als ein wichtiger Faktor angepriesen, der dazu beitragen soll, dass der Körper und seine Systeme gut funktionieren und die Entwicklung zahlreicher chronischer Krankheiten vermieden wird.

Zu den möglichen Symptomen einer Vitamin-D-Vergiftung zählen erhöhte Kalziumwerte im Blut, Müdigkeit, Vergesslichkeit, Übelkeit, Erbrechen, Sprachstörungen und Appetitlosigkeit. Symptome wie Nierenversagen, Knochenschwund sowie Magen-Darm-Probleme wie etwa Verstopfung, Magenschmerzen und Durchfall sind bei hohen Vitamin D-Blutwerten ebenfalls möglich.

Vitamin K

Liposomales Vitamin K kann bei Patienten mit Vitamin-K-Mangel besonders wirksam sein. Vitamin K ist wichtig, um eine normale Blutgerinnung, gesunde Knochen sowie die Proteinsynthese zu gewährleisten. Dank der verbesserten Bioverfügbarkeit kann dieses Vitamin bei Menschen, die einen Mangel aufweisen, einfacher und schneller in die Zellen befördert werden.

Symptome eines Vitamin-K-Mangels:

  • Schnelles Bluten
  • Heftige Menstruationen
  • Blutungen aus dem Magen-Darm-Trakt
  • Blut im Urin
  • Blut im Stuhl
  • Übermäßige Blutungen aus Wunden sowie Injektions- oder Operationsstellen
  • Leicht zuziehbare Blutergüsse

Eine Vitamin-K-Vergiftung kann bei Vorliegen einer Anämie aufgrund von gerissenen roten Blutkörperchen einen kritischen Zustand hervorrufen. Die gerissenen Zellen lösen unter Umständen eine Gelbsucht aus, die Hirnschäden bei Neugeborenen bewirken kann. Vitamin-K-Vergiftungen treten eher selten auf, da das Vitamin meist schnell abgebaut und vom Körper ausgeschieden wird. Da es jedoch fettlöslich ist, sind Ansammlungen im Körper denkbar, die möglicherweise eine Vergiftung verursachen. Dasselbe gilt auch für andere fettlösliche Vitamine wie beispielsweise die Vitamine A, D und E.

Vitamin E

Liposomales Vitamin E ist ein starkes Antioxidans, welches das Potenzial besitzt, die Zellen vor freien Radikalen zu schützen. Freie Radikale stehen möglicherweise im Zusammenhang mit Krebs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Überdies soll sich Vitamin E positiv auf die Gesundheit des Immunsystems, der Haut und der Augen auswirken.

Ein Vitamin-E-Mangel kann zu Gefühlsverlust in Armen und Beinen, Muskelschwäche, Verlust der Körperbewegungskontrolle sowie Sehstörungen aufgrund von Nerven- und Muskelschäden führen. Auch ein geschwächtes Immunsystem könnte ein Zeichen für einen niedrigen Vitamin-E-Spiegel sein.

Eine Überdosierung mit Vitamin E führt unter Umständen ebenfalls zu Problemen wie etwa Kopfschmerzen, Übelkeit, Durchfall, Müdigkeit, Magenstörungen sowie leichten Blutergüssen oder Blutungen.

‌‌‌‌Liposomale Vitaminkombinationen

Vitamine mit synergistischen Eigenschaften ergeben gute liposomale Kombinationen.


Liposomales Vitamin D3 und K2 stellen angeblich eine großartige Kombination für die Knochengesundheit und den Kalziumstoffwechsel dar. Während beide Vitamine fettlöslich sind, kann Vitamin D3 zur Kalziumabsorption beitragen und Vitamin K2 das Kalzium dabei unterstützen, in diejenigen Gewebe zu gelangen, die es benötigen.

Vitamin K2 soll verschiedene Proteine aktivieren, die dazu beitragen, Kalzium im Körper auszugleichen. Zusammen sind die Vitamine D3 und K2 besser in der Lage, einem Knochenschwund entgegenzuwirken als wenn sie getrennt eingenommen werden.

Eine weitere großartige Vitaminkombination sind die liposomalen Vitamine AD3E, und K2. Dies sind alle fettlösliche Vitamine, die eine wichtige Rolle für die Gesundheit und das Wohlbefinden spielen sollen.

Wir haben nun die Vorteile jedes dieser liposomalen Vitamine besprochen, außer die des Vitamins A. Vitamin A kann die Augen vor Nachtblindheit und altersbedingter Sehschwäche schützen. Außerdem ist Vitamin A in manchen Fällen in der Lage, für eine klare Haut zu sorgen und das Risiko bestimmter chronischer Krankheiten zu minimieren, während gleichzeitig eine gesunde Fortpflanzung sowie die Knochen- und Immungesundheit gefördert werden können. Liposomales Vitamin A leistet eventuell einen wichtigen Beitrag zu einer guten Lungen- und Nierenfunktion.

Da Vitamin A fettlöslich ist, sind im Fall von Überdosierungen Vergiftungen möglich. Eine Vitamin-A-Vergiftung kann zu Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen, Koma und sogar zum Tod führen. Auch Geburtsfehler sind nach einer Überdosierung mit Vitamin A denkbar. Schwangere sollten daher keine hohen Vitamin-A-Dosen einnehmen.

Eine harmlose, jedoch interessante Nebenwirkung hoher Mengen an Beta-Carotin, einem Vorläufer von Vitamin A, ist eine Gelbfärbung der Haut. Beta-Carotin wird entsprechend den Bedürfnissen des Körpers in Vitamin A umgewandelt.

‌‌‌‌Liposomale Vitamine – Fazit

Aufgrund ihrer erhöhten Bioverfügbarkeit sollen liposomale Vitamine einen höheren therapeutischen Wert haben als nicht-liposomale Vitamine.

Viele Vitamine sind in Liposomenform erhältlich. Dazu zählen Beispielsweise die Vitamine C, A, E, D und K. Wer einen Mangel an diesen Vitaminen aufweist, könnte vom erhöhten Absorptionspotential der liposomalen Vitamine profitieren.

Bevor Sie Vitamine einnehmen, insbesondere eines der fettlöslichen Vitamine A, E, D und K, sollten Sie mit Ihrem Arzt sprechen, um sicherzustellen, dass Sie, je nach Ihren persönlichen Bedürfnissen, die richtigen Vitamine in der richtigen Dosierung einnehmen und dadurch mögliche Wechselwirkungen und Vergiftungserscheinungen vermeiden.

Rezepte mit liposomalem Vitamin C für eine bessere Absorption von Antioxidantien: Mehr erfahren.

Quellenangaben:

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