Die Königskerze ist eine bekannte und vielseitige Heilpflanze und wird nicht nur bei Menschen, die sich für Gesundheit und Wohlbefinden interessieren, sondern auch in der breiten Öffentlichkeit immer beliebter.

Die Königskerze wird seit Jahrhunderten als pflanzliches Heilmittel bei einer Vielzahl von gesundheitlichen Beschwerden verwendet, vor allem bei Atembeschwerden und zur Unterstützung der Lungengesundheit.

Doch wird ihre traditionelle Verwendung durch moderne Forschungsergebnisse gestützt? Studien zufolge könnte die Antwort Ja lauten. Die moderne Forschung bestätigt immer wieder den Nutzen der traditionellen und anderweitigen Verwendung der Königskerze, und mit jeder neu veröffentlichten Studie werden neue Vorteile dieser Heilpflanze entdeckt.

Was ist Königskerze?

Die Königskerze, mit wissenschaftlichem Namen Verbascum, ist eine zweijährige Pflanze mit salbeigrünen Blättern, die im ersten Jahr nah am Boden wachsen. Die Blätter sind mit feinen weißen Härchen bedeckt, die ihnen eine samtiges Aussehen verleihen. Im zweiten Jahr bildet sich ein großer Stängel mit gelben Blüten, der eine Höhe von 1,5 bis 3 Meter erreichen kann.

Die Königskerze ist in Regionen Zentral- und Westasiens, Europas und Nordafrikas heimisch. Sie wurde Mitte des 17. Jahrhunderts erstmals in Nordamerika eingeführt, wo sie häufig als Fischgift eingesetzt wurde. Auch wenn die Königskerze für bestimmte Fische giftig sein kann, findet sie seit langem als traditionelles Heilmittel bei Atemwegserkrankungen wie Asthma, Bronchitis und trockenem Husten Verwendung. Der traditionelle Anwendungsbereich der Königskerze erstreckt sich sogar auf infektiöse Atemwegserkrankungen wie Tuberkulose und Keuchhusten.

Traditionell werden Königskerzen vor allem als Tee eingenommen, der durch ein feines Tuch gepresst wird, um einer Kontaktdermatitis, einem juckenden Ausschlag im Mundbereich, vorzubeugen. Die Kontaktdermatitis bei Königskerzentee wird durch die feinen weißen Härchen an den Blättern verursacht. Die Blätter der Königskerze wurden früher auch getrocknet und als traditionelles Heilmittel zum Räuchern verwendet oder in Pfeifen geraucht.

Studien haben ergeben, dass die Königskerze einige beeindruckende sekundäre Pflanzenstoffe enthält. Einige dieser in Königskerzen enthaltenen Phytonährstoffe sind Saponine, Flavonoide, Glykoside und Hesperidin. Die Königskerze enthält außerdem Vitamin C und verschiedene Mineralstoffe.

Zwar wurde die Königskerze historisch bei Atemwegserkrankungen verwendet, doch Studien zeigen, dass diese unglaubliche Heilpflanze auch entzündungshemmende, schmerzlindernde, antibakterielle, antioxidative und hautpflegende Eigenschaften aufweist.

5 gesundheitliche Vorteile der Königskerze

1. Königskerze kann die Gesundheit der Atemwege fördern

Was die Lungengesundheit angeht, steht die Königskerze oft ganz oben auf der Liste neben anderen Nahrungsergänzungsmitteln zur Unterstützung der Atemwege, wie Alant und Usnea. Die Königskerze ist eines der am häufigsten verwendeten Heilkräuter zur Unterstützung der Atemwege, da sie über eine breite Palette von Pflanzenstoffen verfügt, die auf verschiedene Weise positiv auf das Lungengewebe einwirken können. So zeigen Studien, dass einige der Inhaltsstoffe der Königskerze sowohl eine schleimlösende als auch eine reizlindernde Wirkung haben. 

Schleimlösende Mittel sind Arzneimittel oder pflanzliche Präparate, die den Schleim in der Lunge lösen, indem sie den Schleim verflüssigen und das Abhusten fördern. Reizlindernde Mittel sind Wirkstoffe, die Entzündungen der Haut oder der Schleimhäute lindern, indem sie eine Schutzschicht über dem entzündeten Gewebe bilden. Man vermutet, dass die schleimlösenden Eigenschaften der Königskerze auf Saponinen beruhen, welche die Flüssigkeitsbildung in der Lunge fördern. Für die reizlindernde Wirkung sind Polysaccharide und Kohlenhydrate verantwortlich, die Schleimstoffe bilden und so entzündete Haut und Schleimhäute beruhigen. Die einzigartige Kombination von schleimlösenden und reizlindernden Eigenschaften der Königskerze kann bei Erkrankungen wie Bronchitis und chronisch-obstruktiver Lungenerkrankung (COPD) von Nutzen sein.

Studien legen nahe, dass die Königskerze dank ihrer entzündungshemmenden Wirkungen auch bei Asthma Linderung verschaffen kann. Forschungsergebnissen zufolge handelt es sich bei einem der in Königskerze enthaltenen Phytonährstoffe um Flavonoide. Flavonoide sind eine Gruppe von natürlich vorkommenden Substanzen mit entzündungshemmenden Eigenschaften.

2. Königskerze kann die Hautgesundheit fördern

Da die Königskerze reizlindernde Eigenschaften hat, deuten Studien darauf hin, dass diese vielseitige Pflanze die Hautgesundheit fördern kann. Ältere Studien deuten darauf hin, dass Königskerzen-Wickel bei Hämorrhoiden von Nutzen sein können. Wickel oder Breiumschläge sind weiche Textilien, die auf eine entzündete oder gereizte Körperstelle gelegt und mit einem Tuch fixiert werden, um Schmerzen und Entzündungen zu lindern.

Königskerzen-Wickel haben möglicherweise auch eine starke wundheilende Wirkung. Zu den traditionellen Anwendungsbereichen der Königskerze zählt die Linderung von Hautausschlägen dank ihrer entzündungshemmenden Eigenschaften sowie die Wundheilung. Studien stützen allmählich diese traditionellen Verwendungszwecke. In einer Tierstudie wurden die wundheilenden und antioxidativen Eigenschaften der Königskerze untersucht. In der Studie wurde ein Königskerzenextrakt bei Hautkratzern im Vergleich zu Nitrofurazon und einer nicht genannten einfachen Salbe getestet.

Nitrofurazon ist ein antibakterielles Medikament zur äußerlichen Anwendung bei verbrannter Haut, die mit krankheitserregenden Bakterien infiziert ist. Die Studie ergab, dass die Salbe aus Königskerze die Elastizität der verletzten Haut stärker fördert als die einfache Salbe und Nitrofurazon. Die mit Königskerzensalbe behandelte Haut zeigte außerdem in geringerem Maße oxidativen Stress. Dieser Befund lässt vermuten, dass die Königskerze auch durch ihre antioxidative Wirkung die Wundheilung fördert.

In einer anderen Tierstudie wurde ein Königskerzenextrakt verwendet, um die wundheilungsfördernden Eigenschaften der Pflanze im Vergleich zu Gotu Kola (Centella asiatica) zu untersuchen. Die Studie kam zum Ergebnis, dass die Königskerze in der Lage war, die Wundheilung wirksam zu unterstützen.

Studien am Menschen mit der Königskerze kommen immer mehr zu ähnlichen Ergebnissen wie in Tierstudien. In einer randomisierten, placebokontrollierten Doppelblindstudie wurden 93 Frauen untersucht, die eine Schwangerschaft mit Dammschnitt hinter sich hatten. Beim Dammschnitt handelt es sich um einen chirurgischen Eingriff, bei dem zur Erleichterung der Geburt ein Einschnitt am Scheideneingang vorgenommen wird. Im Rahmen der Studie wurde die Wirksamkeit einer Königskerzen-Creme zur Abheilung der Schnittwunde mit der eines Placebos verglichen. Die Frauen wurden in zwei Gruppen aufgeteilt, von denen eine die Königskerzencreme und die andere ein Placebo erhielt, und trugen die Creme 10 Tage lang zweimal täglich auf. Nach 10 Tagen ergab die Studie, dass die Königskerzencreme dem Placebo hinsichtlich der Wundheilung überlegen war.

3. Königskerzen können entzündungshemmend wirken

Mit zunehmendem Alter steigt auch das Risiko für chronische Entzündungen. Chronische Entzündungen stehen im Zusammenhang mit vermehrten Gelenkschmerzen, eingeschränkter Beweglichkeit und einem erhöhten Risiko für Erkrankungen wie Osteoarthritis.

Königskerzenpräparate können dazu beitragen, Entzündungen und Knorpelschäden im Zusammenhang mit Arthrose zu verringern. In einer In-vitro-Studie wurde die Fähigkeit der Königskerze untersucht, Entzündungsprozesse in Knorpelzellen, die die durch Arthrose verursachten Schäden imitieren, zu reduzieren. In der Studie wurde Königskerze mit Teufelskralle verglichen, um zu beurteilen, welche Pflanze eine stärkere entzündungshemmende Wirkung aufweist. Die Studie fand heraus, dass der Königskerzenextrakt die arthrosebedingten Entzündungen wirksamer linderte als die Teufelskralle, die ebenfalls stark entzündungshemmende Eigenschaften hat.

4. Die Königskerze kann zur Linderung von Schmerzen beitragen

Das entzündungshemmende Potenzial der Königskerze wirkt sich möglicherweise auch auf die Schmerzlinderung aus. Erhöhte Entzündungswerte stehen im Zusammenhang mit einer stärkeren Schmerzwahrnehmung im Körper. In einer Tierstudie wurde beobachtet, dass Königskerzenextrakt Schmerzen ähnlich wirksam wie Aspirin lindern kann. Außerdem linderte der Königskerzenextrakt die Schmerzen schneller als Aspirin.

Die Königskerze eignet sich möglicherweise auch als wirksames Schmerzmittel bei akuten Ohrentzündungen. Königskerzen- und Knoblauchöl werden in der naturheilkundlich orientierten Medizin häufig zur Behandlung von Ohrentzündungen bei Kindern und Erwachsenen empfohlen.\ In einer Studie wurden 103 Kinder im Alter zwischen 6 und 18 Jahren untersucht, die an Schmerzen im Zusammenhang mit einer akuten Mittelohrentzündung (Otitis media) litten. Die Kinder erhielten nach dem Zufallsprinzip entweder Königskerzen- und Knoblauchöltropfen oder Ohrentropfen zur Linderung der Schmerzen. Nach drei Tagen wurde das Schmerzniveau in beiden Gruppen bewertet. Die Studie kam zum Ergebnis, dass die Königskerzen- und Knoblauchöltropfen bei der Linderung von Schmerzen aufgrund einer Ohrenentzündung genauso wirksam waren wie das Schmerzmittel.

5. Die Königskerze wirkt möglicherweise stark antibakteriell

Aufgrund der zunehmenden Besorgnis über Superbakterien, die resistent gegen herkömmliche Medikamente wie Antibiotika und Antiparasitika sind, besteht Bedarf an vielfältigen und wirksamen antibakteriellen Mitteln. Die Königskerze könnte eines dieser Mittel sein. Studien weisen darauf hin, dass die Königskerze umfassend antibakterielle wirkt. In einer In-vitro-Studie wurde die antibakterielle Wirkung der Königskerze sowohl gegen gramnegative als auch gegen grampositive Bakterien untersucht. Gramnegative Bakterien besitzen dünne Zellwände, während grampositive Bakterien dicke Zellwände haben. Die Studie ergab, dass Königskerzenextrakt sowohl gegen gramnegative als auch gegen große positive Bakterien Wirkung zeigte, wobei die gramnegativen Bakterien durch den Königskerzenextrakt allerdings in geringerem Maße gehemmt wurden.

Die Königskerze ist möglicherweise auch wirksam gegen Parasiten. In einer Studie wurde die Wirksamkeit der Königskerze als Anthelmintikum im Vergleich zu Albendazol untersucht. Anthelmintika sind Arzneimittel oder Stoffe, die parasitäre Würmer abtöten. Die Studie kam zu dem Ergebnis, dass hohe Konzentrationen der Königskerze bei der Abtötung von Rund- und Bandwürmern ebenso wirksam sind wie Albendazol.

Zwar deuten Studien darauf hin, dass die Königskerze als antibakterielles Mittel mit breiter Wirkung eingesetzt werden kann, allerdings konnte eine Studie, die den Nutzen der Königskerze bei der Bekämpfung von Schadpilzen untersuchte, keine Wirkung feststellen.

Zusammenfassung

Die Königskerze ist eine starke und vielseitige Pflanze, die seit Jahrhunderten bei verschiedensten gesundheitlichen Beschwerden eingesetzt wird. Die Königskerze wird zwar traditionell zur Förderung der Gesundheit der Atemwege verwendet, doch moderne Forschungsergebnisse deuten darauf hin, dass sie auch für die Hautgesundheit von Nutzen sein und Entzündungen lindern kann.

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