‌‌‌‌Was ist Stress?

Stress ist die Art und Weise, wie der Körper auf jegliche Form von Anforderung und Bedrohung reagiert. Verspürt man Gefahr − ganz gleich, ob diese real ist oder nur in der Vorstellung existiert − bringen die körperlichen Abwehrkräfte einen schnellen, automatischen Prozess in Gang, der als Kampf- oder Fluchtreaktion bzw. Stressantwort bezeichnet wird.

Die Stressantwort ist eine Schutzreaktion des Körpers. Funktioniert diese in angemessener Weise, hilft sie einem, konzentriert, energiegeladen und wachsam zu bleiben. In Notsituationen ist Stress möglicherweise sogar lebensrettend, dadurch dass er zusätzliche Verteidigungskräfte freisetzt.

Stress kann auch dazu beitragen, sich Herausforderungen zu stellen. Es ist Stress, der einen während einer Präsentation bei der Arbeit antreibt, die Konzentration schärft, wenn man versucht, mit einem Gratiswurf das Spiel zu gewinnen, oder der einen dazu bringt, für eine Prüfung zu lernen, auch wenn man lieber fernsehen würde. Doch ab einem gewissen Punkt hört Stress auf, hilfreich zu sein, und schädigt stattdessen in wesentlichem Maß unsere Gesundheit, Stimmung, Produktivität, Beziehungen und Lebensqualität. Übermäßig starker Stress kann Angstgefühle hervorrufen.

‌‌‌‌Ängste verstehen

Angstzustände gehören zu den am häufigsten auftretenden affektiven Störungen und bis zu 200 Millionen Erwachsene sind pro Jahr davon betroffen. Geprägt sind Angstzustände von Furcht, Sorge und einem konstanten Gefühl des Überwältigtseins. Sie können aber auch als permanente, exzessive und unrealistische Befürchtungen über ganz alltägliche Dinge zum Ausdruck kommen. Bei diesen geht es dann um Dinge wie Finanzen, Familie, Gesundheit oder die Zukunft im Allgemeinen.

Ängste stehen eventuell auch mit physischen Symptomen wie Engegefühl in der Brust, Schwitzen und schneller Herzschlag in Verbindung. Sie gehen nicht immer unbedingt mit ernsten Anlässen wie dem Tod eines Familienangehörigen oder einer Kündigung einher; relativ kleine Dinge wie das Haus zu verlassen oder Freunde zu treffen können ebenfalls dazu führen.

Der Bedarf an wirksamen natürlichen Nahrungsergänzungsmitteln zur Minderung von Angstsymptomen ist größer denn je. Viele dieser Heilmittel helfen nicht nur bei Ängsten, sondern haben daneben auch andere positive Eigenschaften.

Dies sind 8 natürliche Mittel, die Abhilfe schaffen

Forscher haben eine Vielzahl von Kräutern, Ergänzungsmittel und Vitamine untersucht, um herauszufinden, ob sie Menschen, die an Ängsten leiden, helfen können.

1. Baldrianwurzel

Die Baldrianpflanze (Valeriana officinalis) gehört zu der Familie der Baldriangewächse und ist eine ursprünglich in Europa und Asien beheimatete mehrjährige Pflanze, die ihren Weg nach Nordamerika fand. Baldrian wird seit Jahrhunderten verwendet und sein Einsatz als Heilmittel bei Angstzuständen lässt sich bis in griechische und römische Zeiten zurückverfolgen.

Häufig wird Baldrian zur Unterstützung eines gesunden Schlafs angewandt. Ängste können oft dazu führen, dass es einem schwer fällt einzuschlafen oder man mitten in der Nacht aufwacht. Die meist in Tablettenform eingenommene Baldrianwurzel trägt zur Entspannung bei.

Ein mögliches Verfahren, durch das Baldrianextrakt beruhigende Wirkung zeigen kann, besteht in der Erhöhung der Einnahmemenge von Gamma-Aminobuttersäure (GABA, ein inhibitorischer Neurotransmitter), die im synaptischen Spalt vorhanden ist. Dies führt gegebenenfalls zur Linderung von Angstzuständen.

2. Kava Kava

Fast alle im Pazifischen Ozean beheimateten Kulturen nutzen die Wurzeln der Kavapflanze (Piper methysticum) zur Zubereitung eines Tees mit beruhigenden Eigenschaften. Heute wird sie am häufigsten als Nahrungsergänzungsmittel in Tablettenform eingenommen. Einer der Hauptwirkstoffe des Extraktes ist Kavalacton. Dieser in Kava vorkommende bioaktive Bestandteil hat eine hemmende Wirkung auf den menschlichen Glycinrezeptor, der eine Überproduktion der Gehirnneuronen verhindert, trägt grundsätzlich zur Beruhigung des Gehirns bei und kann Angstsymptome verringern. Zu den zusätzlichen Vorteilen von Kava Kava zählen u. a. die Förderung von Muskelentspannung und eine möglichen Unterstützung verbesserter kognitiver Fähigkeiten.

3. Ashwagandha

Withania somnifera, gemeinhin als Ashwagandha bekannt, ist eine Pflanze aus der Familie der Solanaceae oder Nachtschattengewächse. Dieses adaptogene Kraut wird seit langer Zeit in der ayurvedischen Tradition eingesetzt. Adaptogene gehören zu einer Pflanzenklasse, die dazu beitragen, dass das Stresshormon Cortisol nicht überhand nimmt und die Gesundheit schädigt. Ein dysregulierter Kortisolspiegel (ein hoher oder niedriger) kann nämlich Angstsymptome fördern.

4. Rosenwurz

Der Extrakt aus den Wurzeln und Rhizomen von Rosenwurz ist ein Adaptogen, das eine bessere Widerstandsfähigkeit des Körpers gegen Stress unterstützt, was bei Erschöpfung helfen und Müdigkeit bekämpfen kann. Diese leuchtend gelb-grüne Pflanze wird darüber auch als Goldwurzel oder Rosenwurz bezeichnet. Wie Ashwagandha ist Rosenwurz ebenfalls ein adaptogenes Kraut. Rosenwurz kann förderlich für Ruhe und Entspannung sein, da sie hilft, die Ausschüttung von Stresshormonen zu normalisieren, und die Möglichkeit hat, die Energieproduktion im Körper durch Aktivierung der ATP-Synthese in den Mitochondrien, dem Kraftwerk der Zelle, zu unterstützen.

5. Lavendel

Die Lavandula-Gattung ist in den Ländern rund um das Mittelmeer und Südeuropa beheimatet sowie in Nord- und Ostafrika und den Ländern des Nahen Ostens bis in die Bereiche von Südwestasien und Südostindien. Meistens wird empfohlen, Lavendel oral und in Tablettenform als Nahrungsergänzungsmittel einzunehmen. Doch findet es als Tee oder ätherisches Öl auch Anwendung in der Aromatherapie. Die wichtigsten Bioaktivstoffe in Lavendel sind in der Lage, sowohl glutamaterge NMDA- als auch GABAA-Rezeptoren zu beeinflussen, was zu einer beruhigenden Wirkung auf den Körper und die Fähigkeit, Angstsymptome zu reduzieren, beitragen kann.

6. Passionsblume

Die Passiflora incarnata (violette Passionsblume) ist eine Rebe mit weißen und blauen oder violetten Blüten und essbaren Früchten, die in Amerika beheimatet ist. Die ursprünglich aus Peru stammende Passionsblume ist mittlerweile jedoch in allen Teilen der Welt zu Hause. Traditionell wird sie dazu verwendet, um Angstsymptomen entgegenzuwirken. Die Passionsblume kann auf Menschen, die Unruhe und Angst verspüren, beruhigende Auswirkung zeigen. Forscher vermuten, dass die antioxidativen Flavonoide einen GABA-induzierenden Effekt auf das Gehirn haben, was möglicherweise zur Beruhigung der Hirnaktivität beiträgt.

‌‌‌‌7. Kamille

Kamille (Matricaria chamomilla L.) ist eine wohlbekannte Pflanzenart der Asteraceae-Familie. In Kamillenblüten wurden über 120 chemische Bestandteile entdeckt und man geht davon aus, dass einige von ihnen Angstgefühlen entgegenwirken. Kamille wird häufig als Tee getrunken, aber auch als Ergänzungsmittel in Tablettenform angeboten.

‌‌‌‌8. Zitronenmelisse

Zitronenmelisse (Melissa officinalis) wurde bereits in der Vergangenheit und wird auch noch heute zur Unterstützung der Stimmung und kognitiven Funktion verwendet. Die Forschung vermutet, dass Zitronenmelisse bei Angstsymptomen helfen kann. Sie lässt sich als Ergänzungsmittel in Form von Kapseln oder Dragee-Tablette verabreichen, darüber hinaus aber auch topisch als Creme bzw. Öl sowie als Extrakt oder Tee. Diese natürlichen Heilmittel werden mindestens seit dem Mittelalter zur Entspannungsförderung eingesetzt. Zitronenmelisse hilft möglicherweise auch bei der Behandlung von Verdauungsproblemen und Kopfschmerzen.

Zwar sind Angstzustände auf der ganzen Welt verbreitet, doch glücklicherweise sind wir in der Lage, diejenigen, die damit zu kämpfen haben, auf gesunde und natürliche Weise zu unterstützen.

Quellenangaben: 

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