HAFTUNGSAUSSCHLUSS:Dieser Blog soll keinen medizinischen Rat darstellen...
Dieser Blog soll keine Diagnose, Behandlung oder medizinischen Rat darstellen. Der Inhalt dieses Blogs dient nur zu Informationszwecken. Bitte sprechen Sie mit einem Arzt oder einer anderen medizinischen Fachkraft über medizinische Diagnosen oder Behandlungsmöglichkeiten. Die Informationen in diesem Blog sind kein Ersatz für eine professionelle Beratung durch einen Arzt. Die Aussagen über bestimmte Produkte in diesem Blog sind nicht zur Diagnose, Behandlung, Heilung oder Vorbeugung von Krankheiten zugelassen.
Von Dr. Scott Buesing, N.D. (Arzt für Naturheilverfahren)
Aus biochemischer Sicht gibt es acht verschiedene natürliche Formen von Vitamin E. Grob genommen lässt sich Vitamin E in zwei separate Gruppen unterteilen: Tocopherole und Tocotrienole. Von beiden Typen gibt es jeweils vier verschiedene Formen: Alpha-, Beta-, Delta- und Gamma-Tocopherol sowie Alpha-, Beta-, Delta- und Gamma-Tocotrienol.
Neben den natürlichen Formen von Vitamin E gibt es auch synthetische Formen. Wird Vitamin E chemisch hergestellt, kann es acht mögliche Strukturen besitzen, was auf sogenannten „stereoisomeren Zentren“ beruht. Diese Zentren können auf zweierlei Weise geformt sein und verhalten sich wie Spiegelbilder zueinander. Während bei natürlichem Vitamin E alle drei stereoisomere Zentren in der rechtsdrehenden Struktur vorliegen, ist künstliches Vitamin E eine gleichmäßige Mischung aller acht Formen, einschließlich sieben Formen, in denen natürliches Vitamin E normalerweise nicht vorliegt.
Natürlich vorkommendes Alpha-Tocopherol wird entweder als RRR-Alpha-Tocopherol, all-rac-Alpha-Tocopherol oder historisch als D-Alpha-Tocopherol bezeichnet. Synthetisches Vitamin E wird häufig als DL-Alpha-Tocopherol bezeichnet. Das L weist auf das Vorliegen linksdrehender, synthetischer Formen des Vitamins hin, die eine verringerte Vitamin-E-Aktivität aufweisen.
Als Nährstoff ist Vitamin E, genau wie Vitamin C, an der antioxidativen Abwehr beteiligt. Vitamin E ist fettlöslich, was bedeutet, dass es sich leicht löst und in Fette und Lipide zerlegt. Im Körper ist Vitamin E das wichtigste fettlösliche Antioxidans, das vor Schäden durch freie Radikale schützt. Natürliche Quellen für Vitamin E sind unter anderem Öle, Nüsse und Samen.
Freie Radikale sind instabile Moleküle. Sie besitzen im Allgemeinen ein ungepaartes, reaktives Elektron. Da Elektronen eine Paarbildung bevorzugen, klaut dieses Ion einem anderen Molekül ein Elektron, wodurch dieses Molekül beschädigt wird und häufig ein weiteres freies Radikal entsteht.
Antioxidantien wirken diesem schädigenden Prozess entgegen. Antioxidantien besitzen überschüssige Elektronen, die sie bedenkenlos an freie Radikale abgeben können und damit den Prozess wirksam eindämmen. Im Körper ist ein Gleichgewicht zwischen freien Radikalen und Antioxidantien nötig, damit alle Körperfunktionen normal ablaufen.
Freie Radikale entstehen üblicherweise bei Entzündungsprozessen. Antioxidantien haben im Allgemeinen eine entzündungshemmende Wirkung. Vitamin E jedoch besitzt weitere entzündungshemmende Eigenschaften, die über seine antioxidative Wirkung hinausgehen.
Es wurde gezeigt, dass verschiedene Formen des Vitamins Entzündungsbahnen auf direktere Weise unterbinden. Manche Formen des Vitamins scheinen außerdem zum Erhalt gesunder Zellen beizutragen, während sie zugleich beschädigte oder erkrankte Zellen zum Absterben bewegen, bevor sie sich reproduzieren und unkontrolliert wachsen können.
Die hauptsächlich im Körper vorkommende Form von Vitamin E ist RRR-Alpha-Tocopherol. RRR-Alpha-Tocopherol werden laut einer aktuellen Metaanalyse klinischer Studien entzündungshemmende Eigenschaften zugeschrieben. Tumornekrosefaktor (TNF-alpha) ist ein bekanntes Entzündungen signalisierendes Molekül, das im ganzen Körper vorkommt. TNF-alpha ist am Entstehungsprozess zahlreicher Autoimmunerkrankungen beteiligt. Standardmedikamente zielen häufig direkt auf TNF-alpha ab, um Entzündungsprozessen entgegenzuwirken. In Humanstudien bewirkte RRR-Alpha-Tocopherol in Dosierungen von über 700 mg/Tag eine deutliche Verringerung von TNF-alpha. Weiterer Forschungsbedarf besteht hinsichtlich des Potenzials der klinischen Nutzung des Vitamins bei der Reduzierung von TNF-alpha.
Während Studien zur Wirkung von RRR-Alpha-Tocopherol bei Herzerkrankungen durchgeführt wurden, sind die neuesten Forschungsergebnisse gemischt. In zahlreichen Studien mit negativen Ergebnissen wurde die synthetische Form von Vitamin E verwendet, was die Ergebnisse trübt, da sich künstliches Vitamin E chemisch von natürlichem Vitamin E unterscheidet.
Bei Personen, die größere Mengen Vitamin E über die Nahrung einnehmen, wurde ein verringertes Risiko für Herzerkrankungen gezeigt. Die zwei größten Studien zur Wirkung von Präparaten mit natürlichem Vitamin E bei der Vorbeugung von Herzerkrankungen hatten gegenteilige Ergebnisse, was darauf hinweist, dass weitere klinische Studien zur Wirkung von natürlichem RRR-Alpha-Tocopherol nötig sind. Angesichts der unterschiedlichen Forschungsergebnisse ist es schwierig, ein Fazit zur Wirkung von natürlichem Vitamin E bei Herzerkrankungen zu ziehen.
Fettleber ist eine Erkrankung, die im Zusammenhang mit Übergewicht und Diabetes steht. Stoffwechselschwankungen, Entzündungen und Veränderungen der Darmflora sorgen für eine Einlagerung von Fett in der Leber. Im Laufe der Zeit kann die Erkrankung fortschreiten zu einer Leberzirrhose und zu Leberversagen. Die Erkrankung wird oft unterdiagnostiziert und ignoriert, bis sich schwerere Leberprobleme zeigen. Aktuelle Schätzungen gehen davon aus, dass überwältigende Zahl von Menschen an der Erkrankung leiden – rund 25 % der Weltbevölkerung. Angesichts der steigenden Zahlen von Diabetes und Übergewicht wird sich die Lage wahrscheinlich verschlimmern.
Einer der in veröffentlichten Studien am besten belegte potenzielle Nutzen von natürlichem Alpha-Tocopherol besteht hinsichtlich der Fettlebererkrankung. Tatsächlich wurden in einer kürzlichen Auswertung zwei „Arzneimittel“ für ihre Wirksamkeit gepriesen: Pioglitazon (ein Standardmedikament) und Vitamin E. Andere Auswertungen kamen zu ähnlichen Schlussfolgerungen und stellten fest, dass Vitamin E zur Behandlung der entzündlichen Komponente der Erkrankung bei Nichtdiabetikern beiträgt, allerdings wurde dabei die Notwendigkeit weiterer Forschungsarbeit betont.
Die aktuellen Erkenntnisse weisen auf einen potenziellen Nutzen von RRR-Alpha-Tocopherol bei kognitivem Verfall und Demenz hin. Allerdings ist darauf hinzuweisen, dass Vitamin E offenbar keine vorbeugende Wirkung zu haben scheint.
Bei Patienten, die bereits an kognitivem Verfall leiden oder sich im Anfangsstadium der Alzheimer-Krankheit befinden, weisen die Daten darauf hin, dass Vitamin E in Form von RRR-Alpha-Tocopherol das Fortschreiten der Erkrankung verlangsamen kann. Auch wenn die Forschungsergebnisse sich etwas unterscheiden, wird Vitamin E insgesamt ein gewisses Potenzial zugeschrieben.
Im Vergleich zu Alpha-Tocopherol gibt es weitaus weniger Studien zu RRR-Gamma-Tocopherol, auch wenn die Wissenschaft zunehmend Interesse entwickelt. Die Daten weisen darauf hin, dass RRR-Gamma-Tocopherol wirksamer vor freien Stickstoffdioxid-Radikalen schützt als RRR-Alpha-Tocopherol.
Schäden durch Stickstoffdixoid, auch nitrosativer Stress genannt, können sich negativ auf die DNA und Entzündungswerte auswirken, was chronische Erkrankungen wie Herzerkrankungen und neurodegenerativen Erkrankungen zur Folge haben kann. Erste Studien legen nahe, dass RRR-Gamma-Tocopherol Zelltod und DNA-Schäden durch „nitrosativen Stress“ besser vorbeugt.
Weitere Studien weisen zunehmend auf die direkte Wirkung von Gamma-Tocopherol auf die Entzündungsbahnen hin. Ein wichtiges an Entzündungen beteiligtes Enzym ist Cyclooxygenase (COX-1 und COX-2), dasselbe Enzym, auf das Aspirin und andere nichtsteroidale entzündungshemmende Medikamente abzielen. In entsprechenden Konzentrationen hemmt RRR-Gamma-Tocopherol COX-2-Enzyme.
Erste Forschungsergebnisse zeigen, dass die einzigartigen Eigenschaften von RRR-Gamma-Tocopherol eine Rolle bei der Unterstützung des respiratorischen Systems spielen können, insbesondere bei bestimmten Arten von Asthma. Übergewicht kann das Risiko für eine Form von Asthma mit überschüssigen Neutrophilen (weiße Blutkörperchen) erhöhen, welche die unteren Atemwege reizen. Diese Art von Entzündung spricht häufig nicht auf Corticosteroide an, die bei der Behandlung von Asthma eingesetzt werden. Eine Forschungsgruppe hat festgestellt, dass diese Art von Entzündung bei Asthma auf RRR-Gamma-Tocopherol anspricht, und argumentieren, es stelle offenbar eine der ersten sicheren, günstigen und wirksamen Behandlungen dar.
Ihre Existenz ist zwar bekannt, jedoch wurde die Funktionsweise und die klinische Wirkung sowohl von RRR-Beta-Tocopherol als auch RRR-Delta-Tocopherol bislang nur wenig untersucht. Sie beide kommen üblicherweise in deutlich geringeren Mengen als Alpha- oder Gamma-Tocopherol vor.
Ähnlich wie ihre Verwandten, die Tocopherole, besitzen Tocotrienole vier Formen. Bei Verwendung als Supplement werden sie häufig als Mischung angeboten, in der alle vier Formen enthalten sind. Es überrascht nicht, dass sie antioxidative und entzündungshemmende Eigenschaften haben, auch wenn klinische Studien in jüngster Zeit potenzielle Vorteile von Tocotrienolen gegenüber Tocopherolen festgestellt haben.
Nach wie vor ist darauf hinzuweisen, dass unser Verständnis von Tocotrienolen und ihrer physiologischen Wirkung noch in den Kinderschuhen steckt. Es bedarf definitiv weiterer Forschung, um ihr gesamtes Wirkspektrum zu ergründen und zu verstehen.
Nierenerkrankungen sind schwierig zu behandeln und schreiten in der Regel langsam aber stetig bis zum Nierenversagen fort. Zu den Standardtherapien gehören die Behandlung von Bluthochdruck und Blutzuckerkrankheiten bei Patienten, um den Verlauf zu verlangsamen. Etwa 40 % der Diabetespatienten entwickeln letztendlich eine Nierenerkrankung. Keine Standardtherapie konnte bisher nachweislich die Nierenfunktion verbessern.
Bei Patienten mit diabetischer Nierenerkrankung wurde gezeigt, dass eine Supplementierung mit einer Mischung aus Tocotrienolen die Nierenfunktion innerhalb eines Jahres verbessern konnte. Diese wenn auch vorläufigen Ergebnisse sind spannend, da nur wenige Behandlungsansätze nachweislich die Nierenfunktion verbessern können.
Das Frühstadium des Knochenschwundes wird als Osteopenie bezeichnet. Frauen nach der Menopause leiden häufig stärker an Knochenschwund. Eine erste Studie, bei der postmenopausale Frauen mit Osteopenie mit Tocotrienolen behandelt wurden, zeigte eine Abnahme des Knochenschwundes und eine Verbesserung des Knochenumsatzes. Die Autoren nahmen an, dass Tocotrienole aufgrund ihrer antioxidativen Wirkung Besserung bei Knochenschwund brachten.
Tierstudien legen nahe, dass Alpha-Tocotrienol die Gehirnzellen schützen kann. In Studien mit Ratten und Hunden zu Schlaganfällen zeigten Tiere, die mit Alpha-Tocotrienol supplementiert wurden, einen verbesserten Schutz der Gehirnzellen und bessere Ergebnisse.
Bei einer aktuellen, über zwei Jahre laufenden Studie wurden Patienten mit Schäden an der weißen Gehirnsubstanz (white matter lesions) – einem frühen Anzeichen von Gehirndegeneration – mit gemischten Tocotrienolen behandelt. Während im ersten Jahr keine signifikanten Unterschiede festgestellt wurden, verschlechterte sich nach zwei Jahren der Supplementierung bei den Placebo-Patienten die Schäden, während der Zustand der Patienten, die mit Tocotrienolen behandelt wurden, unverändert blieb. Das Ergebnis lässt vermuten, dass Tocotrienole das Fortschreiten der Gehirndegeneration, einer Vorstufe des kognitiven Verfalls und der Demenz, verlangsamen oder aufhalten können.
Erste klinische Studien weisen außerdem auf eine positive Wirkung von Tocotrienolen auf den Cholesterinspiegel hin. Eine kleine Studie zeigte, dass eine Mischung aus in Palmen vorkommenden Tocotrienolen den Cholesterinspiegel um 10 % senkte. In einer separaten Studie wurde die Wirkung von 100 mg eines tocotrienolreichen Reiskleie-Extrakts untersucht und eine Senkung des Cholesterinspiegels um 20 % festgestellt, wobei der Spiegel des „schlechten“ LDL-Cholesterins um 25 % sank.
Wie RRR-Alpha-Tocopherole scheinen Tocotrienole vielversprechend zu sein, wenn es um den Schutz der Leber geht. Bei einer klinischen Studie mit Tocotrienolen zur Behandlung von Fettleber wurde gezeigt, dass diese das Fortschreiten der Erkrankung aufhalten konnte. Darüber hinaus wurde nach einem Jahr bei Patienten, die mit Tocotrienolen behandelt wurden, häufiger eine Umkehr der Fettlebererkrankung festgestellt als bei Placebo-Patienten. Andere Studien wiesen zudem auf eine positive Wirkung von Tocotrienolen bei Lebererkrankungen im Spätstadium hin.
Auch wenn manche Studien Schlagzeilen machten, indem sie Vitamin E signifikante Risiken zuschrieben, scheint Vitamin insgesamt betrachtet bei richtiger Anwendung recht sicher zu sein. Das Institute of Medicine hat eine tägliche Höchstdosis von 1000 mg RRR-Alpha-Tocopherol festgelegt. In hohen Dosen hat Vitamin E eine blutverdünnende Wirkung, was zu Blutungsepisoden beitragen kann, daher ist es wahrscheinlich am besten, unter der Höchstdosis zu bleiben.
Es ist auch interessant anzumerken, dass eine Supplementierung mit RRR-Alpha-Tocopherol allein RRR-Gamma-Tocopherol abbaut. Dies könnte Teil des Problems bei hohen Dosen von reinem RRR-Alpha-Tocopherol ohne die anderen Formen von natürlichem Vitamin E sein.
Die natürlichen Formen von Vitamin E könnten einige potenzielle gesundheitsfördernde Wirkungen zu haben. Die reichliche Zufuhr von natürlichem Vitamin E über die Nahrung oder die Supplementierung mit gemischten Tocopherolen und Tocotrienolen kann bei der Behandlung bestimmter Erkrankungen eine Rolle spielen. Es besteht jedoch Bedarf nach weiterer Forschungsarbeit, um klare Schlussfolgerungen zu ziehen und unsere Kenntnisse zu erweitern.
Quellenangaben:
